Langer Tag der StadtNatur

Zum zehnten Mal veranstaltete die Stiftung Naturschutz Berlin am 18. Juni 2016 den „Langen Tag der StadtNatur“ und bot in Zusammenarbeit mit vielen Einrichtungen 500 Veranstaltungen an 150 Orten an. Auch die Deutsche Waldjugend machte mit und lud zum ehemaligen Grenzturm zwischen dem Hohen Neuendorfer Stadtteil Bergfelde und Berlin-Frohnau ein.
Vom Grenzturm zum Naturschutzturm
Den Anfang machte Marian Przybilla mit einer Führung unter dem Titel „Vom Grenzturm zum Naturschutzturm“. Der Vorsitzende des Vereins Deutsche Waldjugend – Naturschutzturm Berliner Nordrand e. V. erläuterte bei einer kurzen Wanderung die vielfältigen Biotope auf dem ehemaligen Grenzstreifen und wies auf die Besonderheiten der örtlichen Tier- und Pflanzenwelt hin. Das grüne Band des ehemaligen „Eisernen Vorhanges“ ist nicht nur als schützens- und erhaltenswerte Naturlandschaft zu sehen, sondern auch ein grünes Mahnmal der Geschichte. In der Umgebung konnten verschiedene Waldformen, der Hubertussee, das Herthamoor und die Wacholderheide erkundet werden.
Die Hauptveranstaltung am Abend stand unter dem Motto „Wenn die Nacht zum Tag wird“. Sie startete am Hubertusweg mit den einleitenden Worten von Wolfgang Busmann, Projektleiter bei der Stiftung Naturschutz Berlin, Jürn Jakob Schultze-Berndt aus Frohnau, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, sowie Christian May, Vertreter des Vereins Gaslicht-Kultur e. V.
Wenn die Nacht zum Tag wird
Im Anschluss führte Nadine Weiß, Diplom-Biologin und Insektenforscherin, die Gruppe von etwa 60 Besuchern zum Naturschutzturm. Die Vertreterin der Deutschen Waldjugend und der Entomologischen Gesellschaft Orion Berlin gegr. 1890 e. V. erläuterte dort die Auswirkungen der sogenannten Lichtverschmutzung auf die Umwelt. Als Lichtverschmutzung wird die Aufhellung der Nacht durch künstliches Licht bezeichnet. Der „Verlust der Nacht“ beschäftigt Nadine Weiß nicht erst seit ihrer Diplomarbeit, bei der es um Auswirkungen der künstlichen Beleuchtung auf Insekten, Schnecken oder Würmer ging.
Nach einer Führung über das Turmgelände folgten weitere Erklärungen zu den Versuchsstationen, mit denen später am Abend die Anziehung der Insekten durch sechs verschiedene Lichtquellen (LED in warmweiß und kaltweiß, Quecksilberdampflampe, Leuchtstoffröhre, Glühfadenlampe 60 Watt und 300 Watt) verdeutlicht werden sollten. Auf 15 Plakaten im Pavillon, unter dem Zeltdach einer Waldjugend-Jurte sowie im ehemaligen Grenzturm gab es viel Wissenswertes zum Thema zu sehen. In der Zwischenzeit wurde auch ein 20-minütiger Film des interdisziplinären Forschungsverbundes Lichtverschmutzung gezeigt.
Dann war es dunkel genug, um mit den Experimenten zu beginnen. Ab etwa 22:00 Uhr begannen die Lichtfänge. Auf weißen Laken sammelten sich die angelockten Insekten. Welches Licht hat am meisten Insekten angelockt? Mit einem Spektroskop konnte das Licht in sein Spektrum zerlegt und die einzelnen Farben für das menschliche Auge sichtbar gemacht werden. Die Ergebnisse wurden fotografiert, dokumentiert und später mit dem Beamer auf der Wand des ehemaligen Grenzturms präsentiert. Mit ihrem hohen Blauanteil lockte die Leuchtstoffröhre besonders viele Insekten an. Ob Motten, Mücken oder Käfer, viele Insekten sind nachtaktiv und orientieren sich an den Sternen. So werden sie von den Lampen mit hohem UV-Anteil besonders stark angelockt.
Nach der Auswertung folgte der gemeinsame Rückweg zum Hubertusweg. Dort blieb noch etwas Zeit, eine Gaslaterne und deren Funktionsweise zu erkunden und deren Licht mit dem von Leuchtstofflampen zu vergleichen.
Projektinformation
Der Naturschutzturm ist einer der vier an ihrem Originalstandort verbliebenen Grenztürme, von denen einst 302 West-Berlin umgaben. Jetzt wird der Turm, der seit 2009 unter Denkmalschutz steht, und das umliegende Gelände von der Deutschen Waldjugend für Naturschutzarbeit mit Jugendlichen und Schulklassen genutzt. – Bereits im Juni 1990 haben Jugendliche aus Berlin und Brandenburg angefangen, einen ehemaligen Grenzturm zu einem Naturschutzturm für Kinder und Jugendliche umzuwandeln – und da gab es noch die DDR, die Deutsche Einheit war noch nicht da.
Der Naturschutzturm Berliner Nordrand liegt im früheren Grenzstreifen zwischen Berlin-Frohnau und dem Hohen Neuendorfer Stadtteil Bergfelde. Ansprechpartner ist Herr Przybilla, Telefon 03303 509844. Eine Anfahrtsbeschreibung finden Sie auf unserer Website unter Anreise & Kontakt.
Bildquellen:
- Lichtfänge zum langen Tag der StadtNatur 2016: Nadine Weiß / DWJ
- Wenn die Nacht zum Tag wird: Nadine Weiß / DWJ
- Schatten auf dem Naturschutzturm: Nadine Weiß / DWJ