
Die Geschichte des Hochzeitsbaumes
Auch Verordnungen, die die Bewahrung der Natur, die Erhaltung des Waldes, den Schutz von Tieren und Pflanzen zum Inhalt hatten, wurden an Krügen, Stadttoren, Gerichten und Rathäusern „affigieret und angeschlagen“. Sie betrafen zum Beispiel die Schonung der Biber an der Elbe oder bei Potsdam und Oranienburg, der Fasanen und Trappen, Schwäne, Kraniche und Singvögel, besonders der Lerchen und Nachtigallen, die in Kochbüchern noch immer als Delikatessen gepriesen wurden.
Zu besserer Landpflege sollten in den Dörfern statt der üblichen Holzzäune Hecken aus Schwarzdorn und ähnlichen Straucharten angelegt, um Äcker und Gärten Weiden und Dornhecken gepflanzt und Obstbäume gesetzt werden.
Solche Anordnungen besaßen übrigens schon eine gewisse Tradition. Beeindruckt von dem blühenden Obst- und Gartenbau in den Niederlanden und unzufrieden über dessen Vernachlässigung in der Kurmark, hatte der große Kurfürst sogar Zwang angewandt, um Ähnliches zu erreichen.
Ein Patent vom 5. März 1686 verpflichtete alle Grundbesitzer, wo es möglich war, Plätze für das Pflanzen von Obstbäumen einzuhegen und Eichenkamps für die Schweinemast anzulegen. Den Pfarrern in den Domänenämtern wurde auferlegt, künftig kein Brautpaar mehr zu trauen, wenn der Bräutigam nicht wenigstens sechs junge Obstbäume gepfropft und sechs junge Eichbäume gepflanzt habe.
In der Praxis stieß das Pflanzedikt jedoch auf mancherlei Schwierigkeiten, so dass statt der vorgeschriebenen Leistungen bald Geld genommen wurde. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts hörte das Pflanzen von Bräutigamsbäumen allmählich auf. Schließlich hob Friedrich Wilhelm I. dieses Gesetz 1721 wieder auf. Durch ein Edikt vom 19. Mai 1729 befahl er hingegen das Pflanzen von Obstbäumen, Weiden, Linden, Espen und Ulmen im ganzen Land zu fördern.
Hier finden Sie eine kleine Statistik zum Hochzeitswald am Turm und die Liste der Bäume.
Quelle: Heinz Kathe, Preußen zwischen Mars und Musen, eine Kulturgeschichte von 1100 bis 1920; Koehler & Amelang, München, Berlin, 1. Auflage 1993; ISBN 3-733-80177-6
Bildquellen:
- Blick von der Wachholderheide auf den Hochzeitswald: mco / DWJ